„Focus Quelle“-Veranstaltung: Mit Enkeltrick-Varianten viel Geld ergaunern
Telefonbetrüger geben sich oft als Verwandte und Polizeibeamte aus
Eigentlich ist er ja schon in die Jahre gekommen. Aber leider, leider funktioniert er immer noch sehr gut. Gemeint ist der Enkeltrick in all seinen Varianten, mit dem Betrüger am Telefon sich über Schockanrufe bei Senioren viele Millionen Euro in Deutschland ergaunern. Aber wie reagiert man als Betroffener am besten am Telefon und erkennt, ob tatsächlich ein Gauner am Werk ist? Zu diesen Fragen gab Dirk Trümper vom Kommissariat „Kriminalprävention und Opferschutz“ in einem lebhaften Vortrag gerne Auskunft. An der Veranstaltung im Gemeindehaus der Kirchengemeinde Quelle nahmen im Rahmen der „Focus Quelle“-Reihe rund 30 Senioren teil.
Viele der Zuhörer waren neugierig und stellten recht eifrig Fragen zu diesem bedauernswerten Thema. Sind doch bereits tausende Rentner in Deutschland den „feigen Betrügern“ wie Trümper sie nannte, aufgesessen. Die besonnene und langsame Art von Senioren werde ausgenutzt. Dem gelte es mit Aufklärung in Form von Vorträgen, Infomaterial und einer kleinen Strategie entgegen zuwirken, so der Experte.
Das Thema ist für Dirk Trümper nicht neu. Den Vortrag an diesem Abend in Quelle hat er bereits des Öfteren in Bielefeld gehalten. Nichts Neues für ihn. Aber die Zuhörer sind immer wieder aufs Neue verblüfft, mit welchen dreisten Methoden die Betrüger vorgehen. So auch am Montagabend. Trümper gehört zum Kommissariat „Kriminalprävention und Opferschutz“ bei der Polizei Bielefeld. Und aus eigener Erfahrung kann er sagen: „Die Arbeit wird in unserem Kommissariat nicht weniger.“ Gerade weil Senioren und Seniorinnen zu den schwächsten Mitgliedern unserer Gesellschaft gehören, wird deren Gutgläubigkeit scharmlos ausgenutzt. Die Betagten werden Ziel von professionell arbeitenden Betrugsbanden, die aus den Niederlanden und der Türkei heraus operieren und die Telefonate durchführen.
Bei diesen Schockanrufen geben sich die Telefonbetrüger in der Regel als Familienmitglieder oder Polizeibeamte aus – mit dem Ziel, die Betroffenen zur Abgabe von Geld oder Schmuck zu drängen. Neben dem mittlerweile als „Enkel-Trick“ bekannten Betrugsversuch gibt es noch weitere Varianten, die Trümper erläuterte. Denn auch die Trickbetrüger verändern bzw. spezifizieren ihr armseliges Geschäft und kommen mit Varianten nach Deutschland, von denen viele Ältere noch nie etwas vorher gehört haben. Die Folge: Trotz Aufklärung und Info-Veranstaltungen gehen Senioren in Deutschland den Betrügern am Telefon dennoch „auf den Leim“.
Insgesamt lohne sich die Vorgehensweise für die Betrüger leider sehr, so Trümper. Allein in Bielefeld gibt es mehr als 90.000 Senioren die älter als 60 sind. Von diesen sind immerhin noch 37.000 älter als 70. Wenn hochgerechnet nur jeder fünzigste Kontakt eines Betrügers mit einem Senior Erfolg hat und mindestens 10.000 Euro ergaunert werden, kommen schon Millionenbeträge zusammen.
Deshalb sollten bei einem Anruf, so Trümper, drei goldene Regeln beachtet werden:
1. Sprechen Sie nie am Telefon über Geld, Schmuck oder andere Wertgegenstände. Geldangelegenheiten sollte jeder möglichst immer persönlich, also von Gesicht zu Gesicht, besprechen.
2. Übergeben Sie niemals Vermögen an jemanden, den Sie noch nie gesehen haben.
3. Legen Sie so schnell wie möglich auf bei einem Schockanruf und rufen Sie die Person an, die vorgibt, Sie anzurufen, und zwar mit der ihnen bekannten oder der für die Person abgespeicherten Person.
Eine weitere wichtige Info gab Trümper ebenso mit auf den Weg: „Die Polizei ruft Sie niemals mit der 110 an.“ Dies wird häufig von Betrügern mit einer gefakten 110-Nummer gemacht. Viele Senioren sehen die Nummer im Display und glauben die Polizei am Telefon zu haben, was nie der Fall ist.
Am Ende des Abends gab Trümper noch Infomaterial raus.
Die nächste „Focus Quelle“-Veranstaltung ist am Montag, 4. November, 19 Uhr, im Gemeindehaus. Das Thema lautet dann: „Vorsorgeurkunde und Patientenverfügung.“ Referentin des Abends ist Notarin Natascha Gaedke aus Quelle.