Verena und ihr Sohn Ole Clausen hatten  beim Queller Weihnachtsmarkt 2022 das Hauptlos gezogen: eine geführte  Begehung des Fernmeldeturms auf der Hünenburg. Mit dabei (von links):  Sandra Pehle von der Deutschen Funkturm, Jan Bahre, ein Freund der  Familie Clausen, und Carsten Koep vom Vorstand der Queller Gemeinschaft.

(Fotos und Text: Bernhard Hertlein)

Für Ole war es wie ein vorgezogenes Geschenk zu seinem 10. Geburtstag: Gemeinsam mit seiner Mutter Verena Clausen (41) und einem Freund der Familie, Jan Bahre (42), durfte der Queller Junge auf die hochgelegene große Plattform des Hünenburg-Fernmeldeturms.

Normalerweise ist der Turm für Besucher gesperrt. Doch für die Gewinner des Hauptpreises beim Weihnachtsmarkt der Queller Gemeinschaft machte die Deutsche Funkturm als Eigentümerin des Gebäudes eine Ausnahme. Vermutlich lag es auch an diesem Hauptpreis, dass die Lose 2022 relativ früh ausverkauft gewesen sind. „Ich war eine der letzten, die noch ein Los bekommen hat“, berichtete Verena Clausen vor dem Aufstieg.

Bundesweit betreibt die Deutsche Funkturm GmbH 711 Großstandorte. Mit 165 Meter Höhe bis zur Spitze liegt der Bielefelder  Turm im Mittelfeld. Besonders attraktiv macht ihn vor allem die Lage auf der gut 300 Meter hohen Hünenburg-Kuppe auf dem Hauptkamm des Teutoburger Waldes. Bei sehr guter Sicht geht der Blick von hier südlich bis zu den Windrädern auf der Paderborner Hochebene und sogar bis ins Sauerland.

Begrüßt wurde das Gewinner-Trio von Sandra Pehle (47) und Carsten Koep (47). Frau Pehle trägt als Objektmanagerin die Verantwortung für 28 Großstandorte der DFMG und wies die Gruppe in die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen ein. Herr Koep vertrat als Vorstandsmitglied die Queller Gemeinschaft. Er hatte auch die Idee für den Hauptgewinn.

Bei schönstem Maiwetter ging es zunächst mit dem Aufzug in einen hochgelegenen Technikraum und von dort über eine Treppe zu Fuß auf die Plattform in 55 Meter Höhe. Von hier sind es immer noch etwa 110 Meter bis zur Spitze, die den Fernmeldeturm weithin sichtbar und fast schon zu einem Wahrzeichen Bielefelds macht.

„Ganz schön windig hier“, kommentierte Verena Clausen. Sohn Ole, der es kaum erwarten konnte, auf die Plattform zu treten, kam aus dem Staunen nicht heraus. Gemeinsam suchte die Gruppe den Umkreis nach markanten Gebäuden ab. Okay, die Schüco-Arena und die Sparrenburg verbargen sich zwar hinter bewaldeten Hügelketten. Doch dafür sah man wie auf einer Modelleisenbahn-Anlage den Haller Willem auf dem Bahnhof Quelle-Kupferheide einfahren. Die Werke der Unternehmen Böllhoff und Dr. Oetker waren deutlich zu identifizieren, außerdem viele Kirchen, die umliegenden Autobahnen und – fast schon „zum Greifen nah“ – der Queller See. Mit dem mitgebrachten Fernglas konnte Ole sogar das Haus der Familie ausfindig machen.

Der Turm wurde 1972 eingeweiht. Sandra Pehle erläuterte die vielen Antennen unterschiedlicher Anbieter und ihre Funktion, u.a. für Fernsehen, Radio und Mobilfunk.

Sie berichtete, dass relativ oft auf dem Turm gearbeitet werde – auch bei Minustemperaturen. Trotz technischen Fortschritts erfüllten die Funktürme in Deutschland nach wie vor ganz wichtige Aufgaben. Das gilt sogar für die Natur, nistet doch auch in diesem Jahr wieder ein Falkenpärchen auf dem Turm. Die Deutsche Funkturm GmbH hat gerade erst im Februar zwei zusätzliche neue Eigentümer erhalten: Neben der Deutschen Telekom besitzen die Die Investmentfirmen Digital Bridge aus den USA und die kanadische Brookfield insgesamt 51 Prozent der Anteile an der DFMG Deutsche Funkturm GmbH in Münster.

Ole und die Erwachsenen hörten Sandra Pehle aufmerksam zu. Erst nach einer Stunde war ihr Informationsbedarf einigermaßen gestillt und es ging wieder abwärts, diesmal –für alle freiwillig – zu Fuß. Freilich ging es noch nicht nach Hause, sondern erst einmal zum kleineren sogenannten „alten Fernsehturm“. Dieser ersetzte 1952 für 20 Jahre den noch älteren „Drei-Kaiser-Turm“ aus dem 19. Jahrhundert. Letzterer wurde abgerissen – ein Schicksal, das dem neuen und nun alten Fernmeldeturm erspart blieb. Besucher, die von hier in knapp 40 Meter Höhe die Aussicht genießen möchten, machen gern im kleinen Café halt; es ist im größeren Umkreis das höchst gelegene Kiosk.

In zwei Turmstuben zeigt der Queller Heimat- und Geschichtsverein historische Fotos. Außerdem gibt es noch Technikräume; einer wird von Funkern genutzt. Carsten Koep zeigte Ole eine Wettersonde und erklärte, wie diese zunächst mittels eines Heliumballon auf 35 Kilometer Höhe gebracht wird. Nach dem Platzen öffne sich ein Fallschirm. Während des gesamten langen  Auf- und Abstiegs funke das Gerät Wetterangaben zur Erde.

Der alte Fernmeldeturm, das Café von Susanne Brinkmann und die Aussichtsplattform sind während der Sommermonate bei gutem Wetter an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Im Winter schließt er etwas früher um 16 Uhr. Alle, die auf dem Queller Weihnachtsmarkt vergebens auch auf den Hauptgewinn gehofft haben, können trotzdem zu jeder Tages- und Nachtzeit einen Blick vom großen „neuen“ Fernmeldeturm unternehmen. Sie müssen nur die Internetseite vom Turm anklicken: http://hamnet-bielefeld.de/ Drei vom Amateur Radio Network installierte Webcams senden regelmäßig aktuelle Fotos in Richtung Bielefeld, Steinhagen und Stromberg.