Vortrag von Gerd Sandweg

Künstliche Intelligenz auf humoristische Art erklärt

„Künstliche Intelligenz“ ist in aller Munde. Was aber verbirgt sich eigentlich hinter diesem Begriff? Gerd Sandweg, seines Zeichens Ingenieur im Unruhestand aus Quelle, erklärte in einem recht humoristischen Fachvortrag, was sich hinter diesem neuen Trend verbirgt und was das mit der Entwicklung der Computer zu tun hat.

KI, so Sandweg, sei eigentlich nicht Neues. Bereits Computer seien von Beginn an Träger von Künstlicher Intelligenz gewesen. Mit den aktuellen, ganz neuen Programmen, oder wie man heutzutage sagt, „Tools“, sei jedoch eine neue Dimension erreicht, die unser Leben nachhaltig verändern werde, verkündete der Experte vor rund 30 Zuhörern im Gemeindehaus der evangelischen Kirche.

Seine wichtigste Erkenntnis präsentierte er vorweg: „Bereits jetzt ist KI deutlich in unserem Alltag angekommen.“ Zahlreiche Arbeiten am Schreibtisch, aber auch im Bild-Labor oder in der Wissenschaft und Juristerei würden KI-Tools übernehmen und würden dadurch für erhebliche Entlastungen an unterschiedlichsten Stellen im Arbeitsleben sorgen.

Größere Gefahren würden sich jedoch im Missbrauch dieser Programme verbergen, weil alle Formen von Lügen sich als Wahrheiten nun besser tarnen ließen.

Generell empfahl Sandweg, um mit KI-Programmen besser umgehen zu können und Fake-News, die KI-Tools auch produzieren, erkennen zu können, eine breite Allgemeinbildung. Sie schütze elementar davor, auf Lügen oder gefälschte Bilder schnell hereinzufallen und diese sich zu Eigen zu machen und selber zu verbreiten.

Wichtig sei vor allem, die junge Generation für diese Programme zu sensibilisieren. Deshalb sei vor allem die geistige Förderung der Jugend an der richtigen Stelle wichtig. Hierzu gehöre, dass Schüler nicht nur auf Kreativität, sondern vor allem auf deren Umsetzung trainiert werden sollten. „Wer gut in der Umsetzung seiner Kreativität sei, der kann auch falsche Bilder und künstlich zusammengesetzte Fotos besser aufspüren und erkennen“, lautete sein Credo. 

Provokante Thesen

Auch etwas provokant anmutende Thesen beförderte Sandweg zutage und erhielt dafür nicht uneingeschränkte Unterstützung aus dem Publikum. So solle man in der Öffentlichkeit den Kult um Personen und Stars einschränken, besser noch beenden. Denn dieser Kult sei ein Nährboden für Sehnsüchte von Fans, die Stars in Politik, Gesellschaft oder Showbusiness zu immer extremeren Bildern, Gedanken und Texten von sich befeuern würden. „Zur Produktion dieser Inhalte bieten sich KI-Programme dann bestens an“, so Sandweg.

Um zukünftig mit Künstlicher Intelligenz besser umgehen zu können, formulierte Sandweg weitere kühne Thesen, deren Gültigkeit sich in der Zukunft allerdings erst noch beweisen müssen. 

So würde es seiner Ansicht nach großen Sinn machen, dass Patentrecht einzuschränken oder das Internet noch stärker von staatlicher Seite zu kontrollieren als bisher. Ob diese Vorschläge angesichts der derzeitgen aufgedeckten Spionageaktivitäten von Chinesen und Russen allerdings sinnvoll sind, bleibt abzuwarten und mit einem kritischen Auge zu betrachten. Denn mit Patenten verdienen hiesige Unternehmen viel Geld und sie markieren die Wettbewerbsvorteile, die nötig sind, um im internationalen Markt zu bestehen.

Grundsätzlich vertrat Sandweg die Meinung, dass alle verfügbaren Daten im Netz auch tatsächlich allen gehören sollten, allerdings mit Ausnahme der persönlichen Daten. Diese sollten von einem noch stärken Datenschutzrecht und einem starken Staat geschützt werden.

Wie stark KI-Programme bereits seien, erklärte ein Gast gegen Ende der Veranstaltung anhand eines eindrucksvollen Beispiels: „In einem Test haben Mitarbeiter einer Rundfunkanstalt einen Münster-Tatort von einem KI-Programm schreiben lassen. Die Story wurde von Verantwortlichen aus diesem Bereich als sehr gut bewertet.“

Fazit vom Referenten Gerd Sandweg:

Künstliche Intelligenz – Was machen wir damit?

Mein Fazit

Künstliche Intelligenz bietet wie jede neue Technologie neue Werkzeuge an, allerdings werden diese Werkzeuge mächtiger sein, als die, die wir bisher gewohnt sind. Je nachdem, wer und wo jemand diese Werkzeuge einsetzt, kann eine kleine Minderheit mächtiger und reicher werden und die Mehrheit verarmen – oder umgekehrt der allgemeine Lebensstandard angehoben werden. Es ist dies weniger eine Frage der Technik als eine der Gesellschaftspolitik.

Dabei auf die Marktkräfte zu hoffen ist höchst gefährlich. Beim derzeitigen Stand werden die Internetgiganten den Kurs bestimmen und der ist nicht auf das Gemeinwohl ausgerichtet.

Mit KI kann bald jeder fast mühelos Desinformationen produzieren, die schwer zu entlarven sind. Als Gegenmaßnahme braucht es eine öffentliche Kontrolle, dass KI-Systeme so nicht missbraucht werden, ähnliche wie die Maßnahmen zur Einschränkung und dem privaten Gebrauch von Waffen.

Ich fürchte nicht, dass eine Superintelligenz die Kontrolle übernimmt und die Menschheit terrorisiert. Welche Motivation sollte sie dazu haben? Es sei denn, man hat ihr Machthunger und Gier einprogrammiert. 

Ich fürchte eher die schleichende Gefahr, dass wir aus Bequemlichkeit Wissen und Fähigkeiten an KI-Systeme delegieren und mangels Gebrauch unser Wissen und unsere Fähigkeiten verlernen.

Um dieser Gefahr zu begegnen, halte ich es für wichtig, dass eine möglichst große Mehrheit über eine breite, grundlagengestützte Allgemeinbildung verfügt, die ein gutes Verständnis, Urteilsvermögen und ein leichtes Lernen begünstigt. KI-Systeme können uns dabei unterstützen. Wichtiger erscheint mir aber, dass wir unsere Fähigkeiten durch aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erhalten und erweiteren.